Haustechnik-Corbusierhaus 
Berlin 

Ursachen von Knackgeräuschen in der Heizung

In jedem Jahr zu Beginn der Heizperiode nehmen die Mitteilungen über knackende Geräusche aus der Heizanlage zu und wir werden aufgefordert, diese Belästigung zu unterbinden.

Leider ist dies in den allermeisten Fällen nicht möglich.

Warum ist das so?
Diese Frage lässt sich nicht mit drei Worten beantworten, weshalb ich etwas weiter ausholen muss …

Das Corbusierhaus wurde 1958 fertiggestellt, also vor 66 Jahren. Zu dieser Zeit hat man sich bei dem Bau von zentralen Heizungsanlagen keine wesentlichen Gedanken über die Effizienz und das Regeln dieser Anlagen gemacht. Die Wärme wurde erzeugt und dem Haus mit gleichbleibenden, wenn auch zu hohen Temperaturen zur Verfügung gestellt. An den Heizkörper gab es lediglich ein Ventil – auf oder zu-. Energiesparen, wie wir es heute kennen, war kein Thema.

Erst als sich in den 70er-Jahren die ersten Krisen bei der Beschaffung von Erdöl einstellten und die Preise stiegen, mussten Wege gefunden werden, um Energie einzusparen und Heizungen gleichzeitig effizienter betreiben zu können. In den späten 70er- und frühen 80er-Jahren wurden Gesetze geschaffen, nach denen Heizungsanlagen mit einer witterungsabhängigen Regelungstechnik- und die Heizkörper mit Thermostatventilen ausgestattet werden mussten.

Dies machte auch im Corbusierhaus umfangreiche Umbauten nötig. Die beiden vorhandenen, mit Schweröl betriebenen Hochdruckdampfkessel wurde demontiert und gegen zwei mit leichtem Heizöl befeuerten Mitteldruckdampfkessel ausgetauscht. Gleichzeitig kamen für die vier Heizkreise neue Pumpen, eine witterungsgeführte Regelung sowie damit verbundene Mischventile zum Einsatz.

An den Heizkörpern der Wohnungen und den öffentlichen Bereichen mussten Thermostatventile montiert werden, um auch hier temperaturabhängig regulieren zu können. Um die nun entstehende Strömungsgeräusche an den sich selbsttätig öffnen und schließenden Thermostatventilen zu verhindern, wurden die Pumpen über eine sogenannte Differenzdrucksteuerung in ihrer Leistung bedarfsgerecht geregelt.

Durch diese tiefgreifenden Maßnahmen kam es allerdings nun zu einem unangenehmen Nebeneffekt. Die Temperaturen in den Heizungssträngen und Verteilungsleitungen schwankten unterschiedlich. Es kam und kommt durch die damit verbundene Ausdehnung der Rohre zu Knackgeräuschen. Grund für diese Geräusche sind die bauzeitlich verlegten Leitungen, die meist ohne Trennung zu sich selbst und anderen Bauteilen montiert wurden, z. B. bei Wanddurchführungen etc. Ebenso haben die zur Befestigung verwendeten Schellen keine Einlagen. Die Leitungen können sich nicht frei bewegen.

Einige dieser Ursachen könnten zwar beseitigt werden, die Schwierigkeit besteht allerdings darin, die meist in der Nacht wahrgenommenen Geräusche zu lokalisieren, was selbst, wenn man direkt daneben steht, unmöglich ist.

Die einzig vorhandene Trennung, die es bei den Geschossdurchführungen gibt - (hier liegen die Leitungen in Leerrohren mit Gummilager) wurden und werden zunehmend bei diversen und umfangreichen Baumaßnahmen in den Wohnungen zerstört, da bei dem Aufbringen von Estrichen und Bodenausgleichsmassen das Material ungehindert in die Zwischenräume fliest und dort aushärtet. Bei dem Verlegen von Bodenbelägen wird oft nicht auf eine Entkopplung zu den Heizungsleitungen geachtet. Auch durch die Erneuerung von Heizungsverkleidungen können Nachteile entstehen, wenn auf verschiedene Dinge nicht geachtet wird.

Ein großes Problem tritt ebenfalls auf, wenn Bewohner ohne Nachfrage Heizkörper gegen eine falsche Bauform austauschen lassen und somit die Hydraulik der gesamten Anlage durcheinanderbringen. Hierdurch können Fließgeräusche entstehen oder wie schon geschehen ganze Stränge „absterben“
Diese Mängel lassen sich nur mit einem hohen Aufwand wieder beseitigen.

Der zweite Umbau der Heizungsanlage fand 2007 statt. Nun wurden die Dampfkessel gegen zwei moderne und sehr effiziente Gas-Kessel ausgetauscht, von denen einer z. B. im Notfall auch mit Heizöl betrieben werden kann.
In den folgenden Jahren haben wir die Pumpen, die Regelventile und Steuerungen austauschen lassen, sodass die Anlagen äußerst energiesparend von uns betrieben werden können.
Bereits bei der Auswahl der Mischventile wurde im Vorfeld darauf geachtet, dass diese sehr fein und schnell arbeiten. Damit soll verhindert werden, dass es zu größeren Temperaturunterschieden in den Leitungen kommt. Dies hat leider seine Grenzen, gerade in der Anfangszeit der Heizperiode.

Fälschlicherweise wird immer wieder behauptet, es befände sich Luft in den Rohren, die das Knacken in den Rohren erzeugt. Das ins allerdings nicht möglich. Das Wasser – ca. 35.000,00 Liter - der Heizungsanlage befindet sich in einem Geschlossenem System. Sauerstoff und somit Luft könnte nur durch das Nachfüllen aus dem verwendeten Leitungswasser in die Anlage gelangen. Könnte, kann aber nicht. Luft, die bei Reparaturarbeiten in die Anlage gerät, wird beim Nachfüllen über die zentrale Entlüftung der vier Heizkreise in der 10. Straße gesammelt und abgeführt. Durch unsere automatische Nachfüllstation gelangt danach ausschließlich im Vorfeld aufbereitetes Wasser. Dieses Wasser ist völlig von Kalk befreit und mit einem Korrosionsschutz versehen. Des Weiteren wird das durch die Anlage fließende Heizungswasser regelmäßig „entgast“.

Was allerdings beachtet werden muss, ist die Tatsache, dass die primäre Heizungsanlage des Corbusierhauses in den letzten 66 Jahren bereits zweimal erneuert wurde, die sekundäre - sprich die kilometerlangen Rohrleitungen mit ihren Befestigungen, Dutzenden Absperrventilen sowie die ca. 1200 Heizkörper sind noch im Original vorhanden.
Durch die Zugabe von u.a. Korrosionsschutzmitteln befinden sich diese Anlagenteile noch in einem akzeptablen Zustand.

Wie Sie sehen, ist das Problem sehr komplex und lässt sich nicht in allen Fällen so ohne Weiteres beseitigen. Wir werden wohl oder übel damit leben müssen.